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Die
Fürstenpredigt von Thomas Müntzer Anno 1523
Auslegung des andern Unterschieds Danielis des
Propheten, gepredigt auf'm Schloß zu Allstedt vor den
tätigen teuren Herzogen und Vorstehern zu Sachsen durch
Thomam Müntzer, Diener des Wort Gottes.
Erstlich ward der Text des obgemeldten Unterschieds der
Weissagung des Propheten Daniels nach seinen klaren
Worten verzählt und verdolmetscht und auf solches die
ganze Predigt mit Verfassen des Text gesetzt wie folgt.
Es ist zu wissen, daß der armen, elenden, zerfallenden
Christenheit weder zu raten noch zu helfen ist, es sei
denn daß die fleißigen, unverdroßnen Gottesknechte
täglich die Biblien treiben mit Singen, Lesen und
Predigen. Aber damit wird der Kopf der zarten Pfaffen
stetlich große Stöße müssen leiden oder seines Handwerks
abgehn. Wie soll man ihm aber anders tun, dieweil die
Christenheit so jämmerlich durch reißende Wölfe
verwüstet ist, wie geschrieben ist Jes. 5, Ps. 80 vom
Weingarten Gottes? Und Sankt Paul lehrt, wie man sich in
göttlichen Lobsängen üben soll (Eph. 5). Denn gleich wie
zur Zeit der lieben Propheten Jesajas, Jeremias,
Hesekiel und der andern die ganze Gemein der
Auserwählten Gottes also ganz und gar in die abgöttische
Weise geraten war, daß ihr auch Gott nicht helfen
mochte, sondern mußte sie gefangen wegführen lassen und
sie unter den Heiden so lange peinigen, bis daß sie
seinen heiligen Namen wieder erkannten (wie geschrieben
steht Jes. 29, Jer. 15, Hes. 36, Ps. 89); also auch
nichtsdestoweniger ist bei unser Väter und unser Zeit
die arme Christenheit noch viel höher verstockt und doch
mit einem unaussprechlichen Scheine göttlichen Namens (Luk.
21,2, Tim. 3), da sich der Teufel und seine Diener
hübsch mit schmücken (2. Kor. 11). Ja, also hübsch, daß
die rechten Gottesfreunde damit verführt werden und mit
dem höchsten vorgewandten Fleiß kaum merken mögen ihren
Irrtum, wie Matth. 24 klar angezeigt. Dies macht alles
die gedachte Heiligkeit und das heuchlerische
Entschuldigen der gottlosen Feinde Gottes, da sie sagen,
die christliche Kirche kann nicht irren, so sie doch,
den Irrtum zu verhüten, darum durch das Wort Gottes
stetlich soll erbaut werden und vom Irrtum erhalten, ja
auch die Sünde ihrer Unwissenheit erkennen soll (3. Mos.
4, Hos. 4, Mal. 2, Jes. 1). Aber das ist wohl wahr:
Christus, der Sohn Gottes, und seine Aposteln, ja auch
vor ihm seine heil'gen Propheten haben wohl ein rechte,
reine Christenheit angefangen, den reinen Weizen in den
Acker geworfen, das ist: das teure Wort Gottes in die
Herzen der Auserwählten gepflanzt, wie Matth. 12, Mark.
4, Luk. 8 geschrieben und Hes. 36. Aber die faulen
nachlässigen Diener derselbigen Kirchen haben solches
mit emsigem Wachen nicht wollen vollführen und erhalten,
sondern sie haben das Ihre gesucht, nicht was Jesu
Christi war (Phil. 2). Derhalben haben sie den Schaden
der Gottlosen, das ist das Unkraut, kräftig lassen
einreißen (Ps. 80), da der Eckstein, hier angezeigt,
noch klein gewesen ist, von welchem Jesajas 28 sagt. Ja,
er hat noch die Welt nicht gar erfüllet, er wird sie
aber gar bald erfüllen und voll vollmachen. Drum ist der
aufgerichte Eckstein im Anfang der neuen Christenheit
bald verworfen von den Bauleuten, das ist von den
Regenten (Ps. 118 und Luk. 20). Also, sag ich, ist die
angefangene Kirche baufällig geworden an allen Orten bis
auf die Zeit der zertrennten Welt (Luk. 21 und hie Dan.
2 Esra 4). Denn Hegesippus und Eusebius sagen am 4. Buch
am 22. Unterschied der christlichen Kirchen daß die
christliche Gemeinde eine Jungfrau blieben sei nicht
länger als bis auf die Zeit des Todes der Aposteln
Schüler. Und bald danach ist sie eine Ehebrecherin
geworden, wie denn zuvor verkündigt war durch die lieben
Aposteln (2. Petr. 2). Und in den Geschichten der
Aposteln hat Sankt Paul gesagt zu den Hirten der Schafe
Gottes mit klaren, hellen Worten (Apostelgesch. 20):
»Habt Acht drauf auf euch selber und auf die ganze
Herde, über welche euch der Heil'ge Geist gesetzt hat zu
Wächtern, daß ihr sollt weiden die Gemeinde Gottes,
welche er durch sein Blut erworben hat, denn ich weiß,
daß nach meinem Abschied werden unter euch reißende
Wölfe kommen, die die Herden nicht verschonen werden. Es
werden auch von euch selber Männer aufstehn, die da
verkehrte Lehre reden, die Jünger nach sich selbst zu
ziehen. Drum seht drauf!« Desgleichen steht im
Sendebrief des heil'gen Aposteln Judä. Offb. 16 zeigt es
auch an. Derhalben warnet uns unser Herr Christus, uns
vor falschen Propheten zu hüten (Matth. 7). Nun ist klar
am Tage, daß kein Ding, Gott sei es geklagt, also
schlimm und gering geachtet wird als der Geist Christi.
Und mag doch niemand selig werden, derselbige Heil'ge
Geist versichere ihn denn zuvor seiner Seligkeit, als
geschrieben ist Röm. 8, Luk. 12, Joh. 6 und 17. Wie
wollen wir armen Würmlein aber hierzu kommen, weil wir
die Würdigkeit der Gottlosen in solcher Achtbarkeit
halten, daß leider Christus, der zarte Sohn Gottes, vor
den großen Titeln und Namen dieser Welt scheint wie ein
Hanfpotze oder gemaltes Männlein. Und er ist doch der
wahre Stein, der vom großen Berge ins Meer wird geworfen
(Ps. 4G) von der prächtigen Üppigkeit dieser Welt. Er
ist der Stein, der ohne Menschenhände vom großen Berge
gerissen, der da heißt Jesus Christus (1. Kor. 10), der
geboren ward, gleich da die Hauptschalkheit im Schwange
ging (Luk. 1, 2), zu den Zeiten Octaviani, da die ganze
Welt im Schwange ging und geschätzt wurde. Da hat ein
Allmächtiger im Geist, ein elender Drecksack, wollen die
ganze Welt haben, die ihm doch nirgend zunutze war denn
zu Pracht und Hoffart. Ja, er ließ sich dünken, er wär
allein groß. O wie gar klein ist da der Eckstein Jesus
Christus gewesen in der Menschen Augen. Er ward
verweiset in den Viehstall wie ein Auswurf der Menschen
(Ps. 22). Hiernach verworfen ihn die Schriftgelahrten
(Ps. 118, Matth. 21, Mark. 12, Luk. 20), wie sie noch
heut des Tages pflegen. Ja, sie haben endlich gar wohl
die Passion mit ihm gespielt, seit daß der lieben
Aposteln Schüler gestorben sind. Sie haben den Geist
Christi für einen Spottvogel gehalten und tun es noch,
wie geschrieben steht Ps. 69. Sie haben ihn ganz
visierlich gestohlen wie die Diebe und Mörder (Joh. 10).
Sie haben die Schaf Christi der rechten Stimme beraubet
und haben den wahren gekreuzigten Christum zum lautern
fantastischen Götzen gemacht. Wie ist das zugangen?
Antwort: Sie haben die reine Kunst Gottes verworfen und
an seiner Statt einen hübschen, feinen, güldenen
Herrgott gesetzt, da die armen Bauern vor schmatzen, wie
Hoscas klar gesagt hat am 4. Kapitel. Und Jeremias 4 im
Buch der Betrübnis sagt: »Die da vorhin gute gewürzte
Speise aßen, die haben nun Dreck und Kot davor
überkommen.« O leider des erbarmlichen Greuels, davon
Christus selbst redet (Matth. 24)! Daß er so jämmerlich
verspottet wird mit dem teuflischen Meßhalten, mit
abgöttischem Predigen, Gebärden und Leben und doch
danoch nicht anders da ist denn ein eitel hölzener
Herrgott. Ja, ein abgöttischer hölzener Pfaff und ein
grob tölpelisch und knuttelisch Volk, welches doch das
allergeringste Urteil von Gott nicht beschließen kann,
ist das nicht ein Jammer, Sünde und Schande? Ich halt ja
die Tier des Bauchs (Phil. 3). Und die Schwein, davon
Matth. 7, 2. Petr. 2 geschrieben steht, haben den edlen
Stein Jesum Christum ganz und gar mit Füßen zertreten,
so viel sie vermocht haben. Da ist er geworden zum
Fußhader der ganzen Welt. Drum haben uns alle
ungläubigen Türken, Heiden und Juden aufs billigste
verspottet und für Narren gehalten, wie man tolle
Menschen halten soll, die ihres Glaubens Geist nicht
wollen hören nennen. Drum ist das Leiden Christi nicht
anders denn ein Jahrmarkt bei den verzweifelten Buben,
wie nie kein Spitzknecht gehabt hat und wie der 69. Ps.
sagt. Drum, ihr teuren Brüder, sollen wir aus diesem
Unflat erstehn und Gottes rechte Schüler werden, von
Gott gelehrt (Joh. 6, Matth. 23), so will uns vonnöten
sein große, mächtige Stärke, die uns von oben hernieder
verliehen werde, solche unaussprechliche Bosheit zu
strafen und zu schwächen. Das ist die allerklarste
Weisheit Gottes (Spr. Sal. 9), welche allein von der
reinen, ungedichten Ehrfurcht Gottes entsprießt.
Dieselbige muß uns allein mit gewaltiger Hand wappnen
zur Rache wider die Feinde Gottes mit dem höchsten Eifer
zu Gott, als geschrieben steht Spr. Sal. 5, Joh. 2, Ps.
69. Da ist gar kein Entschuldigen mit menschlichen oder
vernünftigen Anschlägen, denn der Gottlosen Gestalt ist
über alle Maßen schön und listig, wie die schöne
Kornblume unter den gelben Ähren des Weizens (Pred. 8),
aber solches muß die Weisheit Gottes erkennen.
Zum andern müssen wir den Greuel weiter und wohl ansehn
der diesen Stein verachtet. Sollen wir aber das recht an
ihm erkennen, so müssen wir der Offenbarung Gottes
täglich gewärtig sein. Oh, das ist ganz teuer und
seltsam geworden in der schalkhaftigen Welt, denn die
listigen Anschläge der Spitzklugen werden uns alle
Augenblicke überfallen und noch viel höher in der reinen
Kunst Gottes verhindern (Spr. Sal. 4 und Ps. 37).
Solchem muß man zuvorkommen in der Furcht Gottes. Wenn
dieselbige allein in uns ganz und rein versorgt würde,
dann so möchte die heil'ge Christenheit leicht wieder
zum Geist der Weisheit und Offenbarung göttlichen
Willens kommen. Dies alles ist verfasst in der Schrift
(Ps. 145, Ps. 111, Spr. Sal. 1). Die Furcht Gottes aber
muß rein sein, ohne alle Menschen- oder Kreaturenfurcht
(Ps. 19, Jes. 66, Luk. 12). Oh, die Furcht ist uns hoch
vonnöten! Denn gleich so wenig als man seliglich zwei
Herren dienen mag (Matth. 6), so wenig mag man auch Gott
und Kreaturen seliglich fürchten. Gott mag sich auch
über uns nicht erbarmen (als die Mutter Christi, unsers
Herrn, sagt), es sei denn, daß wir ihn aus ganzem Herzen
allein fürchten. Drum sagt Gott (Mal. 1): »Bin ich euer
Vater, wo ist dann meine Ehre? Bin ich euer Herr, wo ist
dann meine Furcht?« Also, ihr teuren Fürsten, ist not,
daß wir in diesen ganz gefährlichen Tagen (1. Tim. 43
den allerhöchsten Fleiß verwenden, wie alle liebe Väter,
in den Biblien verzeichnet, vom Anfang der Welt solchem
hinterlistigen Übel zu begegnen. Denn die Zeit ist jetzt
gefährlich, und die Tage sind böse (2. Tim. 3, Eph. 5).
Warum? Allein darum, daß die edle Kraft Gottes so gar
jämmerlich geschändet und verunehret wird, daß die armen
groben Menschen also durch die heillosen
Schriftgelehrten verführt werden mit großem Geplauder
als der Prophet Micha 3 davon saget, welches jetzt fast
aller Schriftgelehrten Art ist und gar wenig
ausgenommen, das die lehren und sagen, daß Gott seinen
lieben Freunden seine göttlichen Geheimnise nicht mehr
offenbart durch rechte Gesichte oder sein mündliches
Wort etc. Bleiben also bei ihrer unerfahrnen Weise (Sir.
34) und machen von den Menschen, die mit der Offenbarung
Gottes umgehn, ein Sprichwort, wie die Gottlosen täten
dem Jeremias (20. Kap.): »Hör, hat dir Gott auch neulich
zugesprochen? Oder hast du den Mund Gottes neulich
gefragt und mit ihm geratschlagt? Hast du den Geist
Christi?« Solchs tun sie mit großem Hohn und Spott. War
es nicht ein Großes, das zur Zeit Jeremiä geschah?
Jeremias warnte das arme, blinde Volk vor der Pein des
Gefängnises zu Babylonien gleichwie der fromme Lot
seiner Töchter Männer (1. Mos. 19). Aber es dünkt sie
gar närrisch sein. Sie sagten zu den lieben Propheten:
»Ja, ja, Gott sollte die Menschen wohl so väterlich
warnen.« Was ist aber nun dem spöttischen Haufen in dem
Babylonischen Gefängnis widerfahren? Nit anders, denn
daß sie durch diesen heidnischen König Nebukadnezar
zuschanden wurden. Sie hier den Text an! Er hat die Rede
Gottes angenommen und war doch ein mächtiger Wütrich und
eine Rute des Volks der Auserwählten, die sich wider
Gott versündigt hatten. Aber von Blindheit und
Verstockung des Gottesvolkes müßte die allerhöchste Güte
also der Welt erklärt werden, wie Sankt Paul. Röm. am
11. und Hesekiel am 23. sagen. Also hier zur Unterricht
sag ich also, daß Gott der Allmächtige nicht allein die
Ding, die in vielen Jahren zukünftig waren, wies dem
heidnischen König zur unaussprechlichen Schmach der
Halsstarrigen unter dem Volk Gottes, welche keinem
Propheten wollten glauben. Gleichermaßen sind auch die
unversuchten Menschen zu unsern Zeiten. Sie sind der
Strafe Gottes nicht gewärtig, wenn sie dieselbigen Dinge
gleich vor Augen sehn. Was soll dann Gott der
Allmächtige mit uns zu schaffen haben? Drum muß er uns
sein Güte entziehen. Nun folgt der Text:
Der König Nebukadnezar hatte einen Traum, welcher ihm
verschwand, etc.
Was sollen wir hiezu sagen? Es ist eine
unaussprechliche, ja ungewöhnliche und hassenswerte
Sache, von Träumen der Menschen zu reden, der Ursache,
daß die ganze Welt vom Anfang bis jetzt durch die
Träumer betrogen ist, wie geschrieben steht 5. Mos. 13,
Sir. 34. Derhalben in diesem Kapitel angezeigt, daß der
König den klugen Wahrsagern und Träumern nicht glauben
wollte, da er sprach: »Saget mir meinen Traum, danach
die Auslegung, sonst werdet ihr mir eitel Betrug und
Lügen sagen.« Was war das? Sie vermochten und konnten
ihm den Traum nicht sagen und sprachen: »O lieber König,
es mag dir den Traum kein Mensch auf Erden sagen denn
allein die Götter, die keine Gemeinschaft mit den
Menschen auf Erden haben.« Ja, noch ihrem Verstande
redeten sie recht in vernünftiger Weise. Sie hatten aber
keinen Glauben zu Gott, sondern es waren gottlose
Heuchler und Schmeichler, die da redeten, was die Herren
gern hören, gleichwie jetzt zu unserer Zeit die
Schriftgelehrten tun, die da gern üppige Bissen essen zu
Hofe. Aber das ist wider sie, das da geschrieben steht
Jeremiä am 5. Kapitel und am 8., was ist mehr da. Es
sagt der Text hier, es müßten Menschen sein, die da
Gemeinschaft im Himmel hätten. Oh, das ist den
Klüglingen ein bitteres Kraut! Und es will doch der
heil'ge Paulus also haben zu den Philippern am 3.
Kapitel. Nach wollten solche Gelehrten gleichwohl die
Geheimnisse Gottes auslegen. Oh, der Buben hat jetzt die
Welt ausdermaßen viel, die sich solches öffentlich
vermessen. Und von denselbigen sagt Jesajas am 58.
Kapitel: »Sie wollen meine Wege wissen gleichwie das
Volk, das da meine Gerechtigkeit ausgeführt hätte.«
Solche Schriftgelehrten sind die Wahrsager, die da
öffentlich die Offenbarung Gottes leugnen. Und fallen
doch dem Heiligen Geist in sein Handwerk, wollen alle
Welt unterrichten, und was ihrem unerfahrenen Verstande
nicht gemäß ist, das muß ihnen alsbald vom Teufel sein.
Und sind doch ihrer eigen Seligkeit nicht versichert,
welches sie doch nothalben sein sollten (Röm. 8). Sie
können hübsch vom Glauben schwatzen und einen trunkenen
Glauben einbrauen den armen, verwirrten Gewissen. Dies
macht alles das unbeschiedene Urteil und Greuel, welchen
sie haben von der hassenswerten Betrügerei, der ganz
verfluchten, vergifteten Mönchträume, durch welche der
Teufel alle seine Willen ins Werk gebracht, ja auch viel
frommer Auserwählten unerstattlich betrogen hat, wenn
sie ohne allen Bescheid den Gesichten und Träumen mit
ihrem tollen Glauben stracks stattgegeben haben. Und
also ihre Regel und lose Bockfinzerei durch Offenbarung
des Teufels beschrieben, wider welches die Kolosser am
2. Kapitel heftig gewarnt sind vom heil'gen Paul. Aber
die verfluchten Mönchträumer haben nicht gewußt, wie sie
sollten der Kraft Gottes gewärtig sein. Darüber sind sie
in einem verkehrten Sinne verstockt und sind jetzt der
ganzen Welt von Tag zu Tage dargestallt in Sünden und
Schanden wie die untätigen Lotterbuben. Dennoch sind sie
blind in ihrer Torheit. Nichts anderes hat sie verführt
und nach auf diesen heutigen Tag je weiter verführt denn
der Aberglaube, da sie ohne alle erfahrene Ankunft des
Heiligen Geistes, des Meisters der Furcht Gottes, mit
Verachtung göttlicher Weisheit das Gute nicht vom Bösen
(unter dem guten Schein verdeckt) absondern. Über welche
schreit Gott durch Jesajam am 5. Kapitel: »Weh euch, die
ihr das Gute böse heißet und das Böse gut!« Drum ist's
nicht frommer Menschen Art, das Gute mit dem Bösen
verwerfen. Denn der heil'ge Paulus sagt zu den
Thessaloniern (5. Kap.): »Ihr sollt die Weissagung nicht
verachten! Versucht es alles! Was unter dem aber gut
ist, das behaltet !« etc.
Zum dritten sollt ihr die Meinung wissen, daß Gott
seinen Auserwählten also ganz und gar holdselig ist, daß,
wenn er sie im allergeringsten könnt warnen (5. Mos. 1
und 32, Matth. 23), er tät es aufs höchste, wenn sie
dasselbige vor großem Unglauben empfangen könnten. Denn
hier stimmt dieser Text Danielis mit dem heil'gen Paul
gleich zu den Korinthern am 2. Kapitel und ist genommen
aus dem heil'gen Jesajas am 64. Kapitel, sagend: »Das
kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat und in keins
Menschen Herz gekommen ist, dasselbige hat Gott denen
bereitet, die ihn lieben. Aber uns hat es Gott offenbart
durch seinen Geist, denn der Geist erforscht alle Dinge,
ja auch die Tiefe der Gottheit.« etc. Drum ist das
kürzlich die ernstliche Meinung: Wir müssen wissen und
nicht allein in den Wind glauben, was uns von Gott
gegeben sei oder vom Teufel oder der Natur. Denn so
unser natürlicher Verstand daselbst soll zur
Dienstbarkeit des Glaubens gefangen werden (2. Kor. 10),
so muß er kommen auf den letzten Grad aller seiner
Urteile, wie zu den Römern am ersten Kapitel und Baruch
3 angezeigt. Der Urteile mag er aber keines beschließen
mit gutem Grund seines Gewissens ohne Gottes
Offenbarung. Da wird der Mensch klar finden, daß er mit
dem Kopf durch den Himmel nicht laufen kann, sondern er
muß erstlich ganz und gar zum innerlichen Narren werden
(Jes. 29, 33, Obadia 1, 1. Kor. 1). Oh, das ist denn der
klugen, fleischlichen, wollüstigen Welt gar ein
seltsamer Wind. Da folgen alsbald die Schmerzen wie
einer Gebärerin (Ps. 48, Joh. 16). Da findet Daniel und
ein jeglicher frommer Mensch mit ihm, daß ihm allda alle
Dinge gleich so unmöglich sind wie andern gemeinen
Menschen von Gotte zu erforschen. Das meint' der weise
Mann (Pred. 3), da er sagt: »Wer da will ausforschen
Gottes Herrlichkeit, der wird von seinem Preis
erdrückt.« Denn je mehr die Natur nach Gott greift, je
weiter sich die Wirkung des Heil'gen Geists von ihr
entfremdet, wie klar anzeigt der 139. Psalm. Ja, wenn
sich der Mensch verstünde auf den Vorwitz des natürlich
Lichts, er würde ohne Zweifel nicht viel Behelf suchen
mit gestohlner Schrift, wie die Gelehrten mit einem
Stücklein oder zweien tun (Jes. 28, Jer. 8), sondern er
würde bald empfinden die Wirkung göttlichen Worts aus
seinem Herzen quellen (Joh. 4). Ja, er dürfte die faulen
Wasser im Brunnen nicht ertragen (Jer. 2), wie jetzt
unsere Gelehrten tun, die verwickeln die Natur mit der
Gnade ohne allen Unterschied. Sie verhindern dem Wort
seinen Gang (Ps. 119), welcher vom Abgrund der Seelen
herkommt, als Moses sagt (5. Mos. 30): »Das Wort ist
nicht weit von dir. Sieh, es ist in deinem Herzen.« etc.
Nun fragst du vielleicht, wie kommt es denn ins Herz?
Antwort: Es kommt von Gott oben hernieder in einer hohen
Verwunderung, welches ich jetzt laß bestehn bis auf ein
andermal. Und diese Verwunderung, ob es Gottes Wort sei
oder nicht, hebt sich an, wenn einer ein Kind ist von 6
oder 7 Jahren, wie figuriert ist 4. Mos. am 19. Drum
trägt Sankt Paul hervor den Moses und Jesajas zu den
Römern am 10. Kapitel und redet da vom innerlichen
Worte, zu hören in dem Abgrund der Seelen durch die
Offenbarung Gottes. Und welcher Mensch dieses nicht
gewahr und empfindlich geworden ist durch das lebendige
Zeugnis Gottes (Röm. 8), der weiß von Gott nichts
gründlich zu sagen, wenn er gleich hunderttausend
Biblien hätt gefressen. Daraus mag ein jeglicher wohl
ermessen, wie fern die Welt noch vom Christenglauben
sei. Noch will niemand sehen oder hören. Soll nun der
Mensch des Wortes gewahr werden und daß er seiner
empfindlich sei, so muß ihm Gott nehmen seine
fleischlichen Lüste. Und wenn die Bewegung von Gott
kommt ins Herz, daß er töten will alle Wollust des
Fleisches, daß er ihm da stattgebe, daß er seiner
Wirkung bekommen mag. Denn ein tierischer Mensch
vernimmt nicht, was Gott in die Seele redet (1. Kor. 2),
sondern er muß durch den Heil'gen Geist gewiesen werden
auf die ernstliche Betrachtung des lautern, reinen
Verstandes des Gesetzes (Ps. 19), sonst ist er blind im
Herzen und dichtet ihm einen hölzern Christum und
verführt sich selber. Drum sieh hierzu, wie sauer es dem
lieben Daniel ist geworden, dem Könige das Gesichte
auszulegen, und wie fleissig er Gott drum besucht und
gebeten hat. Also auch zur Offenbarung Gottes muß sich
der Mensch von aller Kurzweil absondern und einen
ernsten Mut zur Wahrheit tragen (2. Kor. 6) und muß
durch die Übung solcher Wahrheit die unbetrüglichen
Gesicht vor den falschen erkennen. Derhalben spricht der
liebe Daniel am 10. Kapitel: »Es soll ein Mensch
Verstand haben in den Gesichten, auf daß sie nicht alle
zu verwerfen sind.« etc.
Zum vierten sollt ihr wissen, daß ein auserwählter
Mensch, der da wissen will, welches Gesicht oder Traum
von Gott, Natur oder Teufel sei, der muß mit seinem
Gemüt und Herzen, auch mit seinem natürlichen Verstande
abgeschieden sein von allem zeitlichen Trost seines
Fleisches und muß ihm gehn wie dem lieben Joseph in
Ägypten (1. Mos. 39) und allhier Daniel in diesem
Kapitel. Denn es wird kein wollüstiger Mensch annehmen (Luk.
7), denn die Disteln und Dornen, das sind die Wollüste
dieser Welt, als der Herr sagt Mark. 4, verdrängen alle
Wirkung des Worts, das Gott in die Seelen redet. Drum
wenn Gott schon sein heiliges Wort in die Seelen
spricht, so kann es der Mensch nicht hören, so er
ungeübt ist, denn er tut keinen Einkehr oder Einsehn in
sich selber und in den Abgrund seiner Seele (Ps. 49).
Der Mensch will sein Leben nicht kreuzigen mit seinen
Lastern und Begierden, wie Paulus lehrt, der heil'ge
Apostel, drum bleibt der Acker des Wort Gottes voll
Disteln und Dornen und voll großer Stauden, welche alle
weg müssen zu diesem Werk Gottes, auf daß der Mensch
nicht nachlässig oder faul befunden werde (Spr. 24).
Dennoch so sieht man die Mildigkeit des Ackers und zum
letzten das gute Gewächs. Dann wird der Mensch erst
gewahr, daß er Gottes und des Heil'gen Geists Wohnung
sei in der Länge seiner Tage, ja, daß er wahrhaftig
geschaffen sei, allein der Ursache, daß er Gottes
Zeugnis in seinem Leben erforschen soll (Ps. 93 und
119). Desselbigen wird er jetzt gewahr in den Teilen
durch bildreiche Weise, jetzt auch im ganzen im Abgrund
des Herzen (1. Kor. 13). Zum andern muß er gar wohl
zusehn, daß solche Figuren, Gleichnisse in den Gesichten
oder Träumen mit allen ihren Umständen in der heil'gen
Biblien bezeugt sind, auf daß der Teufel nicht daneben
einreiße und verderbe die Salbe des Heil'gen Geistes mit
ihrer Süßigkeit, als der weise Mann von den Fliegen
sagt, die da sterben (Pred. 10). Zum dritten muß der
auserwählte Mensch Acht haben auf das Werk der Gesichte,
daß es nicht rauß quelle durch menschliche Anschläge,
sonder einfaltig herfließe nach Gottes unverrücklichem
Willen, und muß sich gar eben vorsehn, daß nicht ein
Stüklein daran gebreche, was er gesehn habe, denn es muß
tapfer ins Werk kommen. Aber wenn der Teufel etwas
wirken will, so verraten ihn doch seine faulen Fratzen,
und seine Lügen gucken doch zuletzt hervor, denn er ist
ein Lügner (Joh. 8). Dasselbige ist hier in diesem
Kapitel gar klar angezeigt vom Könige Nebukadnezar und
danach am 3. im Werk bewiesen. Denn er hat die Ermahnung
Gottes gar geschwind vergessen. Das haben ohne Zweifel
seine fleischlichen Begierden, die er auf die Lüste und
Kreaturen erstreckt hat, verursacht. Denn also muß es
gehn, wenn ein Mensch will seiner Wollust stetiglich
pflegen, mit Gottes Werk zu schaffen haben und in keinem
Betrübnis sein, so kann ihn auch die Kraft des Wortes
Gottes nicht umhüllen! (Luk. 8). Gott der Allmächtige
weist die rechten Gesichte und Träume seinen geliebten
Freunden am allermeisten in ihrem höchsten Betrübnis,
als er tät dem frommen Abraham (1. Mos. 15 und 17). Da
ist ihm Gott erschienen, da er sich in großer Furcht
entsetzte. Idem der liebe Jakob, da er mit großer
Betrübnis flüchtig ward vor seinem Bruder Esau, da kam
ihm ein Gesicht, daß er die Leitern am Himmel sah
aufgerichtet und die Engel Gottes auf und ab steigen (1.
Mos. 28). Danach, da er wieder heimzog, hat er sich über
die Maßen vor seinem Bruder Esau gefürchtet. Da erschien
ihm der Herr im Gesicht, da er ihm die Hüften zerschlug
und mit ihm ringet (1. Mos. 32). Idem der fromme Joseph
ward gehasst von seinen Brüdern, und in solchem
Betrübnis hatte er zwei nötliche Gesichte (1. Mos. 37).
Und danach in seinem herzlichen Betrübnis in Ägypten im
Gefängnis ward er also hoch von Gott erleuchtet, daß er
alle Gesichte und Träume konnte auslegen (1. Mos. 39 und
40 und 41). Über alles dies wird den unversuchten,
wollüstigen Schweinen, den Klüglingen vorgehalten der
andere heil'ge Joseph in Matth. am ersten und andern
Kapitel. Er hatte vier Träume, da er verängstigt war in
seiner Betrübnis, und war durch die Träume versichert,
wie auch die Weisen im Schlafe unterrichtet vom Engel,
zu Herodes nicht wiederzukommen. Idem die lieben
Aposteln haben müssen mit dem höchsten Fleiße der
Gesichte gewärtig sein, wie es in ihren Geschichten klar
beschrieben ist. Ja, es ist ein rechter apostolischer,
patriarchischer und prophetischer Geist, auf die
Gesichte warten und dieselbigen mit schmerzlichem
Betrübnis überkommen. Drum ist's nicht Wunder, daß sie
Bruder Mastschwein und Bruder Sanftleben verwirrt haben
(Hiob 28). Wenn aber der Mensch das klare Wort Gottes in
der Seel nicht vernommen hat, so muß er Gesichte haben.
Wie Sankt Peter in den Geschichten der Aposteln verstand
das Gesetz nicht (3. Mos. am 11. Kap.). Er zweifelte an
der Speise und an den Heiden, sie zu seiner Gesellschaft
zu nehmen (Apostelgesch. 10). Da gab ihm Gott ein
Gesicht im Überschwang seins Gemütes. Do sah er ein
Leinentuch mit vier Zipfeln vom Himmel auf die Erden
gelassen voll vierfüßiger Tiere und hörte eine Stimme,
sagen: »Schlachte und iß!« Desgleichen hatte der fromme
Cornelius, da er nicht wußte, wie er tun sollte (Apostelgesch.
10). Auch da Paulus gen Troas kam, erschein ihm ein
Gesicht in der Nacht.
Das war ein Mann von Mazedonien, der stand und bat ihn
und sprach: »Komm hernieder gen Mazedonien und hilf
uns!« - »Da er aber solches Gesicht gesehn hatte,
trachten wir« , sagt der Text da (Apostelgesch. 16),
»also bald zu reisen gen Mazedonien, denn wir waren
gewiß, daß uns der Herr dahin berufen hatte.« Idem da
sich Paulus fürchtete, zu predigen in Corinth (Apostelgesch.
18), da sagte der Herr in der Nacht durch ein Gesichte
zu ihm: »Du sollst dich nicht fürchten etc.« - »Es soll
sich niemand unterstehn dir zu schaden, denn ich habe
ein großes Volk in dieser Stadt.« etc. Und was ist not,
viel Zeugnis der Schrift vorzuwenden? Es wäre nimmermehr
möglich in solchen weitläufigen, gefährlichen Sachen,
als da rechte Prediger Herzogen und Regenten haben, daß
sie sich allenthalben sollten bewahren, sicherlich und
ungetadelt zu handeln, wenn sie in der Offenbarung
Gottes nicht lebten, wie Aaron hört von Moses und David
von Nathan und Gad. Derhalben waren die lieben Apostel
der Gesichte ganz und gar gewohnt, wie der Text beweret
in den Geschichten am 12. Kapitel. Da der Engel zu
Petrus kam und fuhr ihn aus dem Gefängnis des Herodes,
und es dünkte ihn, er hätte ein Gesichte, er wußte
nicht, daß der Engel das Werk seiner Erlösung in ihm
vollführte. Wär aber Petrus der Gesichte nicht gewohnt
gewesen, wie sollte ihn denn solches gedünkt haben, ein
Gesichte sein. Daraus schließ ich nun, daß, wer da will
aus fleischlichem Urteil also unbeschieden den Gesichten
feind sein und sie alle verwerfen oder alle aufnehmen
ohne allen Bescheid, darum, daß die falschen Träumer der
Welt solchen Schaden getan haben durch die Ehrgeizigen
oder Genießsucher, der wird nicht wohl anlaufen, sondern
wird sich stoßen an den Heil'gen Geist, Joel am 2.
Kapitel, da Gott klar sagt wie dieser Text Daniels von
der Veränderung der Welt: Er will sie in den letzten
Tagen anrichten, daß sein Name soll recht gepreiset
werden. Er will sie von ihrer Schande entledigen und
will seinen Geist über alles Fleisch ausgießen, und
unsere Söhne und Töchter sollen weissagen und sollen
Träume und Gesichte haben etc. Denn so die Christenheit
nicht sollte apostolisch werden (Apostelgesch. 2, da
Joel vorgetragen wird), warum sollte man dann predigen?
Wozu dient dann die Biblien von Gesichten? Es ist wahr
und ich weiß fürwahr, daß der Geist Gottes jetzt vielen
auserwählten, frommen Menschen offenbart: eine
treffliche, unüberwindliche, zukünftige Reformation von
großen Nöten sein. Und es muß ausgeführt werden, es
wehre sich gleich ein jeglicher wie er will, so bleibt
die Weissagung Daniels ungeschwächt, ob ihr wohl niemand
glauben will, wie auch Paulus zu den Römern am 3.
Kapitel sagt. Es ist dieser Text Daniels also klar wie
die helle Sonne, und das Werk geht jetzt im rechten
Schwange vom Ende des fünften Reichs der Welt. Das erst
ist erklärt durch den goldenen Knauf. Das war das Reich
zu Babel. Das andere durch die silberne Brust und Arm.
Das war das Reich der Medier und Persier. Das dritte war
das Reich der Griechen, welches erschallt mit seiner
Klugheit (durch das Erz angezeigt), das vierte, das
Römische Reich, welchs mit dem Schwert gewonnen ist und
ein Reich des Zwingens gewesen. Aber das fünfte ist
dies, das wir vor Augen haben, das auch von Eisen ist
und wollte gern zwingen. Aber es ist mit Kot geflickt,
wie wir vorhersehenden Augen sehen, eitel Anschläge der
Heuchelei, die da krimmet und wimmet auf dem ganzen
Erdreich. Denn wer nicht betrügen kann, der muß ein
toller Kopf sein. Man sieht jetzt hübsch, wie sich die
Öle und Schlangen zusammen verunkeuschen auf einem
Haufen. Die Pfaffen und alle bösen Geistlichen sind
Schlangen, wie sie Johannes, der Täufer Christi, nennt (Matth.
3), und die weltlichen Herren und Regenten sind Öle, wie
figuriert ist 3. Moses am 11. Kapitel von Fischen etc.
Da haben sich die Reiche des Teufels mit Ton beschmiert.
Ach, lieben Herren, wie hübsch wird der Herr da unter
die alten Töpfe schmeißen mit einer eisernen Stange (Ps.
2). Darum, ihr allerteursten liebsten Regenten, lernt
euer Urteilt recht aus dem Munde Gottes und laßt euch
durch eure heuchlerischen Pfaffen nicht verführen und
mit gedichteter Geduld und Gute aufhalten. Denn der
Stein, ohne Hände vom Berge gerissen, ist groß worden.
Die armen Laien und Bauern sehn ihn viel schärfer an als
ihr. Ja, Gott sei gelobt, er ist so groß worden, wenn
euch andere Herren oder Nachbarn schon um des
Evangeliums willen wollten verfolgen, so würden sie von
ihrem eigenen Volk vertrieben werden, das weiß ich
fürwahr. Ja, der Stein ist groß! Da hat sich die blöde
Welt lange vor gefürchtet. Er hat sie überfallen, da er
noch klein war. Was sollen wir denn nun tun, weil er so
groß und mächtig ist geworden und weil er so mächtig
unverzüglich auf die große Säule gestrichen und sie bis
auf die alten Töpfe zerschmettert hat? Drum, ihr teuren
Regenten von Sachsen, tretet keck auf den Eckstein, wie
der heilige Petrus tat (Matth. am 16.), und sucht die
rechte Beständigkeit göttlichen Willens! Er wird euch
wohl erhalten auf dem Stein (Ps. 40). Eure Gänge werden
richtig sein. Sucht nur stracks Gottes Gerechtigkeit und
greift die Sache des Evangeliums tapfer an. Denn Gott
steht so nah bei euch, daß ihr's nicht glaubt. Warum
wollt ihr euch denn vor dem Gespenst des Menschen
entsetzen (Ps. 118). Seht hier den Text wohl an. Der
König Nebukadnezar wollte die Klugen darum töten, daß
sie ihm den Traum nicht konnten auslegen. Es war
verdienter Lohn. Denn sie wollten sein ganzes Reich mit
ihrer Klugheit regieren und konnten solches nicht, dazu
sie doch eingesetzt waren. Solchermaßen sind auch jetzt
unser Geistlichen. Und ich sag euch fürwahr, wenn ihr
der Christenheit Schaden so wohl erkennen möchtet und
recht bedenken, so würdet ihr ebensolchen Eifer gewinnen
wie Jehu, der König (2. Kön. 9 und am 10.), und wie das
ganze Buch Offb. davon anzeigt. Und ich weiß fürwahr,
daß ihr euch so mit großer Not würdet enthalten, dem
Schwert seine Gewalt zu unternehmen. Denn der erbärmlich
Schaden der heil'gen Christenheit ist so groß geworden,
daß ihn noch zur Zeit keine Zunge mag ausreden. Drum muß
ein neuer Daniel aufstehn und euch eure Offenbarung
auslegen, und derselbige muß vorn, wie Moses lehrt (5.
Mos. 20), an der Spitzen gehn. Er muß den Zorn der
Fürsten und des ergrimmten Volkes versöhnen. Denn so ihr
werdet recht erfahren den Schaden der Christenheit und
Betrügerei der falschen Geistlichen und der
verzweifelten Bösewichter, so werdet ihr also auf sie
ergrimmen, daß es niemand bedenken mag. Es wird euch
ohne Zweifel verdrießen und sehr zu Herzen gehn, daß ihr
so gütig gewesen seid, nachdem sie euch mit den
allersüßesten Worten zu den allerschändlichsten Urteilen
geleitet haben (Weish. 6) wider alle aufgerichtete
Wahrheit. Denn sie haben euch genarrt, daß ein jeder zu
den Heil'gen schwöre, die Fürsten sind heidnische Leute
ihres Amts halben, sie sollen nicht anders denn
bürgerliche Einigkeit erhalten. Ach, Lieber, ja da fällt
und streicht der große Stein bald drauf und schmeißt
solche vernünftige Anschläge zu Boden, da er sagt (Matth.
am 10.): »Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden,
sondern das Schwert.« Was soll man aber mit demselbigen
machen? Nicht anders denn die Bösen, die das Evangelium
verhindern, wegtun und absondern, wollt ihr anders nicht
Teufel sondern Diener Gottes sein, wie euch Paulus nennt
zu den Römern am 13. Ihr dürft nicht zweifeln, Gott wird
alle eure Widersacher zu Trümmern schlagen, die euch zu
verfolgen unterstehn. Denn seine Hand ist noch nicht
verkürzt, wie Jesajas sagt 59. Drum mag er euch noch
helfen und will es tun, wie er dem auserwählten Könige
Josia und andern, die den Namen Gottes vertedigt haben,
beigestanden hat. Also seid ihr Engel, wo ihr recht tun
wollt, wie Petrus sagt (2. Petr. 1). Christus hat
befohlen mit großem Ernst (Luk. 19) und spricht: »Nehmet
meine Feinde und würget mir sie vor meinen Augen.«
Warum? Ei darum, daß sie Christus sein Regiment verderbt
und wollen noch dazu ihre Schalkheit unter der Gestalt
des Christenglaubens verteidigen und ärgern mit ihrem
hinterlistigen Schanddeckel die ganze Welt. Drum sagt
Christus, unser Herr (Matth. 18): »Wer da einen aus
diesen Kleinen ärgert, ist ihm besser, daß man ihm einen
Mühlstein an den Hals hänge und werf ihn in das tiefe
Meer.« Es glossiere, wer da will, hin und her. Es sind
die Worte Christi. Darf nun Christus sagen, wer da einen
von den Kleinen ärgert, was soll man dann sagen, so man
einen großen Haufen ärgert am Glauben? Das tun die
Erzbösewichte, die die ganze Welt ärgern und abtrünnig
machen vom rechten Christenglauben und sagen: »Es soll
die Geheimnisse Gottes niemand wissen. Es soll sich ein
jeglicher halten nach ihren Worten und nicht nach ihren
Werken » (Matth. am 23.). Sie sprechen, es sei nicht
vonnöten, daß der Glaube bewert sei wie das Gold im
Feuer (1. Petr. 1, Ps. 140). Aber mit der Weise wäre der
Christenglaube ärger denn ein Hundesglaube, wenn er
hofft ein Stück Brot zu empfangen, so der Tisch gedeckt
wird. Solchen Glauben bilden die falschen Gelehrten der
armen, blinden Welt vor. Das ist ihnen nicht seltsam,
denn sie predigen allein um des Bauches willen (Phil. am
3. Kapitel). Sie können von Herzen nicht anders sagen (Matth.
am 12. Kapitel). Sollt ihr nun rechte Regenten sein, so
müßt ihr das Regiment bei der Wurzel anheben und
handeln, wie Christus befohlen hat. Treibt seine Feinde
von den Auserwählten! Denn ihr seid die Mittler dazu.
Lieber, gebt uns keine schalen Fratzen vor, daß die
Kraft Gottes es tun soll ohne euer Zutun des Schwerts,
es möchte euch sonst in der Scheiden verrosten. Gott geb
es ! Sage euch welcher Gelehrter, was er will, so sagt
Christus genug (Matth. am 7., Joh. am 15. Kapitel): »Ein
jeglicher Baum, der nicht gute Frucht tut, der soll
ausgerodet werden und ins Feur geworfen.« So ihr nun die
Larve der Welt wegtut, so werdet ihr sie bald erkennen
mit rechtem Urteil (Joh. am 7. Kapitel). Tut ein rechtes
Urteil aus Gottes Befehl! Ihr habt Hilfe genug dazu (Weish.
am 6.), denn Christus ist euer Meister (Matth. am 23.
Kapitel). Drum lasst die Übeltäter nicht länger leben
die uns von Gott abwenden (5. Mos. 13). Denn ein
gottloser Mensch hat kein Recht zu leben, wo er die
Frommen verhindert. 2. Mos. am 22. Kapitel sagt Gott:
»Du sollst die Übeltäter nicht leben lassen.« Das meint
auch Sankt Paulus da er vom Schwert sagt der Regenten,
daß es zur Rache der Bösen verliehen sei und Schutz der
Frommen (Röm. am 13. Kapitel). Gott ist eure Beschirmung
und wird euch lehren streiten wider seine Feinde (Ps. am
18.). Er wird eure Hände läuftig machen zum Streite und
wird euch auch erhalten. Aber ihr werdet darüber ein
großes Kreuz und Anfechtung müssen leiden, auf daß euch
die Furcht Gottes erklärt werde. Das mag ohne Leiden
nicht geschehen, aber es koste euch nichts mehr denn die
Fährlichkeit um Gotts Willen gewoget und das unnütz
Geplauder der Widersacher. Denn so der fromme David
schon von seinem Schloß wurde vertrieben vom Absalom, er
kam doch endlich wieder drauf wenn Absalom erhangen und
erstochen wurde. Drum, ihr teuren Väter von Sachsen, ihr
müßt es wagen um des Evangeliums willen, aber Gott wird
euch freundlich züchtigen wie seine allerliebsten Söhne
(5. Mos. 1). Wenn er in seinem kurzen Zorn inbrünstig
ist, selig sind dann alle, die sich da auf Gott
verlassen. Sagt allein frei mit dem Geist Christi: »Ich
will mich vor Hunderttausend nicht fürchten, ob sie mich
schon umlagern.« Ich halte aber, allhiee werden wir
unseren Gelehrten die Gütigkeit Christi vorhalten,
welche sie auf ihre Heuchelei zerren. Aber sie sollen
dagegen ansehn auch den Eifer Christi (Joh. 2, Ps. 69),
da er die Wurzeln der Abgötterei zerstört, wie Paulus
sagt zu den Kolossern am 3. Kapitel, daß um derselbigen
willen der Zorn Gottes nicht mag weggetan werden von der
Gemeine. Hat er nun noch unserm Ansehn das Kleine
herniedergerissen, er würde ohne Zweifel auch der Götzen
und Bilder nicht geschont haben, wo sie da wären
gewesen. Wie er dann selber durch Moses befohlen hat (5.
Mos. 7), da er sagt: »Ihr seid ein heil'ges Volk. Ihr
sollt euch nicht erbarmen über die Abgöttischen.
Zerbrecht ihre Altare, zerschmeißt ihre Bilder und
verbrennt sie, auf daß ich mit euch nicht zürne.« Diese
Worte hat Christus nicht aufgehoben, sondern er will sie
uns helfen erfüllen (Matth. 5). Es sind die Figuren alle
durch die Propheten ausgelegt, aber dies sind helle,
klare Worte, welche ewig müssen bestehn (Jes. 40). Gott
kann heute nicht ja sagen und morgen nein, sondern er
ist unwandelbar in seinem Worte (Mal. 3, 1. Sam. 15, 4.
Mos. 22). Dem Einwand, daß aber die Apostel der Heiden
Abgötter nicht zerstört haben, antworte ich also: daß
Sankt Peter ein furchtsamer Mann gewesen ist. Galater 2
hat er geheuchelt mit den Heiden. Er war aller Aposteln
Figur, daß auch Christus von ihm sagte (Joh. am
letzten), daß er sich ganz heftig vor dem Tod gefürchtet
hat und demselbigen darum durch solches keine Ursach
gegeben, ist leichtlich zu ermessen. Aber Sankt Paul hat
ganz hart geredet wider die Abgötterei (Apostelgesch.
17). Hätte er seine Lehre gekonnt aufs höchste treiben
bei denen von Athen, er hätte ohne Zweifel die
Abgötterei gar herniedergeworfen, wie Gott durch Moses
befohlen hatte und wie es auch hernachmals durch die
Märtyrer geschah in bewährten Historien. Drum ist uns
mit der Heil'gen Gebrechen oder Nachlassens keine
Ursache gegeben, den Gottlosen ihre Weise zu lassen.
Nachdem sie Gottes Namen mit uns bekennen, sollen sie
unter zweien eins erwählen, den Christenglauben gar
verleugnen oder die Abgötter wegtun (Matth. 18). Daß
aber unsere Gelehrten herkommen und sagen mit dem Daniel
mit ihrer gottlosen gestohlenen Weise, daß der
Widerchrist soll ohne Hand zerstört werden, ist also
viel: Er ist schon verzagt, wie das Volk war, da die
Auserwählten ins Gelobte Land wollten, wie Josua
schreibt. Er hat gleichwohl in der Schärfe des Schwerts
ihrer nicht verschont. Sieh an den 44. Psalm und 1.
Chron. 14, da wirst du finden die Auflösung also: Sie
haben das Land nicht durch das Schwert gewonnen, sondern
durch die Kraft Gottes, aber das Schwert war das Mittel,
wie uns Essen und Trinken ein Mittel ist zu leben, also
notwendig ist auch das Schwert, die Gottlosen zu
vertilgen (Röm. am 13.). Daß aber dasselbige nun
redlicherweise und fuglich geschehe, so sollen das
unsere teuren Väter, die Fürsten, tun, die Christus mit
uns bekennen. Wo sie aber das nicht tun, so wird ihnen
das Schwert genommen werden (Dan. am 7. Kapitel), denn
sie bekennen ihn also mit den Worten und leugnen ihn mit
der Tat (Tit. 1). Also sollen sie den Feinden vortragen
den Friede (5. Mos. 2): Wollen sie geistlich sein und
die Kunst Gottes nicht berechnen (1. Petr. 3), so soll
man sie wegtun (1. Kor. 5). Aber ich bitte für sie mit
dem frommen Daniel, wo sie Gottes Offenbarung nicht
wider sind; wo sie aber das Widerspiel treiben, daß man
sie erwürge ohne alle Gnade, wie Hiskia, Josias, Cyrus,
Daniel, Elias (1. Kön. 18) die Pfaffen Baals verstöret
haben. Anders mag die christliche Kirche zu ihrem
Ursprung nicht wieder kommen. Man muß das Unkraut
ausraufen aus dem Weingarten Gottes in der Zeit der
Ernte, dann wird der schöne rote Weizen beständige
Worzeln gewinnen und recht aufgehn (Matth. 13). Die
Engel aber, welche ihre Sicheln darzu schärfen, sind die
ernsten Knechte Gottes, die den Eifer göttlicher
Weisheit vollführen (Mal. 3).
Nebukadnezar vernahm die göttliche Weisheit von Daniel.
Er fiel nieder vor ihm, nachdem ihn die kräftige
Wahrheit überwunden hatte. Aber er ward bewegt wie ein
Rohr vor dem Wind, wie das das 3. Kapitel beweist.
Desgleichen sind jetzt über die Maße viel Menschen, die
das Evangelium mit großen Freuden annehmen, dieweil es
also fein freundlich zugeht (Luk. 8). Aber wenn Gott
solche Leute will auf den Test oder aufs Feuer der
Bewährung setzen (1. Petr. 1), ach, da ärgern sie sich
am allergeringsten Wörtlein, wie Christus im Marco am 4.
Kapitel verkündigt hat. In dermaßen werden sich ohne
Zweifel viel unversuchter Menschen an diesem Büchlein
ärgern, drum daß ich mit Christus sage (Luk. 19 und
Matth. 18) und mit Paul (1. Kor. 5) und mit der
Unterrichtung des ganzen göttlichen Gesetzes, daß man
die gottlosen Regenten, sonderlich Pfaffen und Mönche
töten soll, die uns das heil'ge Evangelium Ketzerei
schelten und wollen gleichwohl die besten Christen sein.
Da wird die heuchlerische angedichtete Gütigkeit über
die Maße ergrimmet und erbittert, da will sie dann die
Gottlosen verteidigen und sagt, Christus habe niemand
getötet, etc. Und will die Freunde Gottes also ganz
jämmerlich schlecht dem Winde befehlen, da ist erfüllt
die Weissagung Pauli (2. Tim. 3): »In den letzten Tagen
werden die Liebhaber der Lüste wohl eine Gestalt der
Gütigkeit haben, aber sie werden verleugnen ihre Kraft.«
Es hat kein Ding auf Erden eine bessere Gestalt und
Larve denn die angedichtete Güte. Drum sind alle Winkel
voll eitel Heuchler, unter welchen keiner so kühn ist,
daß er die rechte Wahrheit möchte sagen. Drum daß die
Wahrheit möchte recht an den Tag gebracht werden, da
müßt ihr Regenten (Gott gebe, ihr tut's gerne oder
nicht) euch halten nach dem Beschluß dieses Kapitels,
daß der Nebukadnezar hat den heiligen Daniel gesetzt zum
Amtmann, auf daß er mochte gute rechte Urteile
ausführen, wie der Heilige Geist sagt (Ps. 58). Denn die
Gottlosen haben kein Recht zu leben, allein was ihnen
die Auserwählten wollen gönnen, wie geschrieben steht im
Buch des Ausgangs (2. Mos. am 23.): Freut euch, ihr
rechten Freunde Gottes, daß den Feinden des Kreuzes das
Herz in die Hose gefallen ist! Sie müssen recht tun,
wiewohl sie es sich keinmal geträumt haben. So wir nun
Gott fürchten, warum wollen wir uns vor losen,
untüchtigen Menschen entsetzen (4. Mos. am 14., Jos. am
11.)? Seid nur keck! Der will das Regiment selber haben,
dem alle Gewalt ist gegeben im Himmel und auf Erden (Matth.
am letzten), der euch, Allerliebsten, bewahr ewig. Amen.
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